In der heutigen Episode von unnötig gegenderten Alltagsgegenständen: Hobbybücher zum Thema Holz.
Beim heutigen Schlendern durch ein Geschäft einer bekannten Buchladenkette entdeckte ich voller Begeisterung, dass es in der Hobbyabteilung einen ganzen Tisch nur zum Thema Holz gab. Ich (ein Mädchen, nur um das nochmal klar zu stellen), war nie ein großer Handwerker. In letzter Zeit aber fühle ich mich immer wieder zu handwerklichen Arbeiten hingezogen. Nachdem ich eine Dokumentation über Tiny Houses gesehen hatte, wollte ich das erste Mal in meinem Leben einen Hammer in die Hand nehmen und ein Haus bauen – ganz bescheiden. Außerdem gucke ich gerne Videos von Kunststudenten, und in einem Vlog der Youtuberin CatCreature baute sie eine kleine Dose aus Holz. Seitdem hatte ich immer den Plan im Hinterkopf, mal etwas zu bauen. Erstmal nichts ungewöhnliches.
Deswegen freute ich mich auch so, als ich plötzlich einen ganzen Tisch voll Bücher nur zu diesem Thema fand. Wie für mich gemacht, oder? Falsch. Ich hab nämlich nicht das richtige Geschlecht.
Auf dem Tisch waren nicht ein oder zwei geschlechterspezifische Bücher – sie waren es alle! Entweder wurde der Mann direkt im Titel erwähnt, oder er war auf dem Cover. Dann aber auch bitte schön männlich, mit Vollbart und Tattoos und bösem Blick, eben so wie es sich für einen echten Mann gehört. Eines der Bücher scheint fast ein Hilfeschrei zu seien: Hier war vom Keller als „letzten Refugium des Mannes“ die Rede. Das kann ich mit meiner Vagina natürlich nicht bedrohen.
Es sollte mich eigentlich nicht mehr schocken, es gibt in unserer Gesellschaft schließlich auch gegenderte Ohrstöpsel und Kugelschreiber (die gleichen Modelle, nur für Frauen in Pink). Und trotzdem war meine Reaktion nicht anders zu beschreiben als: ???!?!?!!!?!?!?!??!!!!? Warum müssen wir Handwerksbücher mit dem männlichen Geschlecht verbinden? In welchem Universum ergibt das einen Sinn? Was haben wir davon?
Meine Mutter erzählt mir zu dem Thema gerne davon, dass zu ihrer Schulzeit die Mädchen im Werkunterricht Stricken und Nähen lernten, während die Jungs mit Holz arbeiteten. Es erschien mir immer absurd, dass es solche Trennungen noch zu ihrer Zeit gab. Und dann muss ich plötzlich in der Buchhandlung erkennen, dass sich offensichtlich nichts geändert hat. Wir leben im Jahr 2017! Männer dürfen stricken, Frauen dürfen sägen, kommt drüber hinweg! Gibt es nicht größere Probleme in der Welt als ein Mädchen mit Werkzeug in der Hand?
Bitte, bitte, hört auf, Menschen zu sagen, was sie auf Grund ihres Geschlechts tun und lassen dürfen. Kleine Mädchen sollten schrauben und sägen und hämmern, und kleine Jungs sollten stricken und sticken und nähen, wenn sie das wollen. Zu oft werden in unserer Gesellschaft Menschen in eine Rolle gedrückt, in der sie nicht ihrer persönlichen Begeisterung folgen können. Ich jedenfalls werde nicht akzeptieren, dass ein bestimmtes Material nicht zu mir passen soll. Holz ist für jeden da.
Vielleicht geht es aber auch darum, einer wütenden Feministin keine Axt in die Hand zu drücken. Die Angst würde man doch schon viel mehr verstehen, oder?
1 Kommentar
Da gebe ich dir recht. Wenn du Lust hast, handwerklich aktiv zu werden, dann mach es einfach!
Bester Satz in deinem Text: „…wollte ich das erste Mal in meinem Leben einen Hammer in die Hand nehmen und ein Haus bauen…“ 🙂
Gruß
Ein Heimwerker