Ich habe mir vor ein paar Wochen meine schulterlangen Haare auf fünfzehn Millimeter rasiert. Und – ich liebe es. Von allen Seiten kamen (fast) nur positive Reaktionen, aber immer gefolgt von der Frage: „Warum hast du das gemacht?“ Als ich mir einen Pony geschnitten habe, kam die Frage komischerweise nicht. Aber ich versteh schon, ein Buzzcut ist trotz derzeitigem Trend immer noch mehr als nur eine Frisur (zumindest an weiblichen Wesen). Auch ich hatte persönliche, vielschichtige Gründe, meiner Haarpracht Adieu zu sagen. Die folgende Liste ist allerdings etwas allgemeiner, und, wichtig!, absolut ernst zu nehmen.
- Erstmal: warum VERDAMMT NOCHMAL nicht.
- Auch wenn du es erstmal nur tust, um ein Zeichen zu setzen, stehen die Chancen nicht schlecht, dass es dir auch total gut gefallen wird.
- Du hast die Option, deine abgeschnittenen Haare zu spenden, und damit deine gute Tat des Tages gleich abzuhaken.
- Du brichst 24/7 mit Geschlechterrollen – selbst im Schlaf!
- An der Reaktion der Menschen um dich herum kannst du sofort die Idioten herausfiltern, was super zeit- und energiesparend ist.
- Es gibt dir ein ganz neues Selbstbewusstsein. Das sagen nicht nur alle, es ist echt so.
- Mit ein bisschen Glück kannst du ein paar rückständige Deppen irritieren (leider zieht das nicht immer, aber in Kombination mit Körperbehaarung wird’s meistens was).
- Deine liebevoll kreierten Make-Up Looks bekommen endlich die ungeteilte Aufmerksamkeit, die sie verdienen.
- Kein Schweiß im Nacken.
- Kein Schweiß unterm Pony.
- Keine langen Haare im Ausfluss.
- Du sparst Haarprodukte, was unmittelbar zur Schwächung des kapitalistischen Systems und zur Stärkung der Umwelt führt.
- Kopfmassagen haben eine ganz neue Qualität, und du wirst sehr viele mehr von ihnen bekommen, weil alle deine Megafriese anfassen wollen werden.
- Die Zeit, die du morgens dafür verwendet hättest, deine Haare zu waschen, zu trocknen und zu „stylen“ kannst du jetzt dafür verwenden, feministische Manifeste zu lesen.
- Du fängst an, deine Weiblichkeit neu zu definieren, und das Ergebnis ist zehnmal authentischer, weil es dir nicht von einer schubladenbesessenen Gesellschaft vorgeschrieben wird.
- Es fühlt sich an, als hättest du einen komplett neuen Kleiderschrank, weil alles anders aussieht. Und das ganz ohne Konsum! Es steht schon 2:0 gegen den Kapitalismus! Yay!!
- Alle werden dich „mutig“ nennen. Und auch wenn du weißt, dass es kein mutiger Schritt sein sollte, sich als Frau die Haare abzuschneiden, ist es doch nett, immer mal wieder ein Kompliment abzustauben.
- Du wirst dich nie wieder mit diesen California Girls auf Instagram vergleichen, weil die alle lange blonde Haare haben, und du von diesem Look so weit entfernt sein wirst, dass jegliches Vergleichen keinen Sinn mehr machen wird (kleine Anmerkung – wenn du dich mit diesem Punkt identifizieren kannst, lösch Instagram. Los. Sofort. Vertrau mir.).
- Im Kindergarten können dir die ganzen gemeinen Jungs nicht mehr an den Haaren ziehen – HAHA!
- Du kannst ruhigen Gewissens eine Karte all deiner Muttermale malen, ohne nachts schweißgebadet aufzuwachen, und dich zu fragen, ob sich noch welche auf deiner Kopfhaut verstecken.
- Deine Gedanken werden wachsen und gedeihen, weil sie ohne dein Haardickicht endlich genug Sonne abkriegen.
- Just do it 🙂
2 Kommentare
23. Die Angst zu besiegen, einen nicht so wohlgeformten Hinterkopf zu haben, wie die Kaiserschnitt geborenen.
Diese Furcht, natürlich durch Kaiserschnittler impliziert, muss widerlegt werden.
Ohne einen Hinweis auf deine Art der Geburt zu geben, muss ich sagen, dass du einen traumhaften Hinterkopf hast, der viel zu lange unter den Locken versteckt war!
Ich kann dir nur zustimmen Katti – der Buzzcut steht jedem zu, auch den natürlich Geborenen! Nieder mit den unrealistischen Beautystandarts für Hinterköpfe! Auch eingedellte Köpfe sind schön!