your art
is not about how many people
like your work
your art
is about
if your heart likes your work
if your soul likes your work
it’s about how honest
you are with yourself
and you
must never
trade honesty
for relatability
– to all you young poets
Als ich das erste Mal diese Worte las, saß ich in einem Sessel in einer kleinen, überfüllten Buchhandlung in Melbourne, und mir kamen die Tränen. Sie stammen aus dem Gedichtband „milk and honey“ von Rupi Kaur, von denen nicht nur dieser Text es schaffte, mich zum Weinen zu bringen. Immer wieder, wenn ich ihre Poesie lese, fühle ich mich, als würde sie direkt zu mir sprechen, mit ihrer weichen, melodischen Stimme. Ihre Gedichte sind wie Umarmungen für die Seele.
Mit nur diesen wenigen Worten veränderte sie in diesem einen Moment, als ich sie das erste Mal las, mein gesamtes Kunstverständnis – beziehungsweise das Verständnis meiner eigenen Kunst. Rupi Kaur begeisterte mich unter anderem so sehr, weil sie mit einer Sprache, die meiner eigenen näher ist als die vieler anderer Poeten, erfolgreich ist. Sie ist simpel und direkt, aber sie ist pointiert. Sie schafft es, immer genau die Stelle zu treffen, die sie angepeilt hat.
Ich habe zu Haus ein kleines Notizbuch liegen, das ich immer ironisch „mein poetisches Büchlein“ nannte. Die Texte, die ich darin schrieb, kamen für mich am ehesten Gedichten nahe, und sie bedeuteten mir sehr viel. Sie gaben mir die Möglichkeit, ehrlicher und direkter zu sein als mit jedem anderen Medium, und mich gleichzeitig durch Poetisierung zu verhüllen, mich nicht festlegen zu müssen. Ich empfand für diese Texte, was Rupi Kaur beschreibt: mein Herz mochte meine Arbeit, meine Seele mochte meine Arbeit. Aber ich behielt sie für mich, weil ich dachte, es sei keine echte Poesie. Echte Poesie hätte so und so auszusehen.
Ohne das Gedicht Rupi Kaurs würde ich wahrscheinlich keines meiner Gedichte auf diesem Blog veröffentlichen. Aber sie hat mir ein neues Selbstbewusstsein gegeben. Sie hat mir mit ihrer Ehrlichkeit, Verletzlichkeit und Stärke geholfen, und jedes Mal, wenn ich ihren Gedichtband öffne, hat sie wieder die selbe Wirkung auf mich. Es hat mir geholfen, meine eigenen Texten mit neuen Augen zu sehen. Wenn sie etwas in mir auslösen, wenn sie meine Gefühle und Ängste ehrlich einfangen, dann muss es mindestens einen Menschen geben, der etwas mit ihnen anfangen können muss.
Nichts macht mich verletzlicher als diese Gedichte, aber auch nichts anderes gibt mir so ein Gefühl von Stärke. Ich habe Kunst starker Frauen konsumiert, die mir geholfen hat, meine Identität zu finden, mich von ungesunden Ansprüchen zu lösen, meinen Wert als Frau zu erkennen, meine Weiblichkeit zu definieren. Wir brauchen diese Kunst, wir brauchen die Stimmen anderer junger Frauen als Orientierung. Meine Gedichte sind nur ein winziger Versuch, etwas zu dieser großen Sammlung großartiger Frauen beizutragen, so wie alle Schaffenden es versuchen sollten.
Rupi Kaurs neuer Gedichtband kommt diesen Oktober raus, und ich werde definitiv darüber sprechen. Bis dahin wiege ich mich in ihren bisherigen Worten und schöpfe daraus, was ich jedem wärmstens ans Herz legen möchte.